Die Macht des Wortes (1)
„Wenn Blicke töten könnten…!“ Vielleicht hast du diesen Satz schon mal gehört. Es gibt Situationen, da können Menschen schon mal richtig „böse“ dreinschauen. Aber das Gesicht entspannt sich bald wieder und dann ist alles (fast) wieder gut.
Anders ist es, wenn gesprochene Worte verletzen oder gar töten. Wenn Kinder über soziale Medien oder persönliche Sticheleien in den Tod gemobbt werden, dann ist das alles andere als banal. Wenn Erwachsene ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können, weil sie ständig den verurteilenden, anklagenden, verhöhnenden und verspottenden Worten ausgesetzt und der Lächerlichkeit preis gegeben werden, macht es Sinn, nachzudenken; denn du kannst beides sein: Täter oder Opfer.
In der Bibel steht:
„Die Zunge hat Macht über Leben und Tod; wer sie gut nutzt, genießt ihre Frucht.“
Sprüche 18 Vers 21
Lass uns über den ersten Teil des Satzes nachdenken: „Die Zunge hat Macht über Leben und Tod.“ Die Macht der Zunge beeinflusst vieles zwischen Leben und Tod. Sie hat sowohl schöpferische als auch zerstörerische Kraft.
Eine Dame, weit über siebzig, berichtet: „Meine Mutter hat immer wieder zu mir gesagt: „Du bekommst nie einen Mann; dich will doch keiner haben.“ Tränen laufen ihr dabei über die Wangen. Der Schmerz sitzt tief. Tatsächlich hat sie nie eine Beziehung zu einem Mann aufbauen können. Die (Macht-)Worte der Mutter hatten sich tief in ihr Innerstes eingegraben.
Wenn Eltern über ihr Kind sagen: „Unser Kind ist nicht sprachbegabt.“, dann kann da zwar ein Quäntchen Wahrheit dran sein. Viel schwerer aber wiegt, dass die Eltern ihr Kind darauf festlegen.
Ich selbst bin persönlich mit der Botschaft groß geworden: „Sei schön lieb! Was werden die Nachbarn denken?“ Ich habe Jahre gebraucht, um mich von dieser Verpflichtung zu lösen. Ich habe gelernt: Ich bin nicht dazu da, anderen zu gefallen.
So unterschiedlich die Beispiele sein mögen, sie zeigen, dass in den gesprochenen Worten Macht liegt. – Diese Macht macht etwas mit Menschen und zieht nicht spurlos an ihnen vorüber; „self-fulfilling prophecy“ – eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt.
Ganz anders klingt da die Geschichte von Rabbi Moses. Er schiebt den Kinderwagen mit seinen Zwillingen durch die Altstadt Jerusalems und trifft einen alten Freund. Bei der Begrüßung zeigt er auf den Kinderwagen und sagt: „Dies hier ist der Rechtsanwalt Isaac und dort sitzt der Arzt Levi.“ Damit drückt der Rabbi aus, dass er alles tun wird, damit seine Söhne dieses ehrgeizige Ziel erreichen können. Sie selbst werden es immer wieder hören und daran glauben.
Wenn dir in deinem Leben mutmachend zugesprochen wird, verläuft dein Leben anders als wenn du abwertende und womöglich erniedrigenden „Zuspruch“ erhältst.
Was sagen die 10 Gebote?
Das 9. Gebot lautet:
„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ In einer neueren Übersetzung heißt es:
2. Mose 20 Vers 16
Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen!
Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich dieses Gebot in die 10 wichtigsten Gebote für die Menschheit aufgenommen hätte. Wahrscheinlich nicht, weil ich mich so sehr daran gewöhnt habe, dass auch ich über andere Menschen rede, ohne zu wissen, ob es die Wahrheit ist. Umso mehr überrascht es mich, dass Gott hier offensichtlich keinen Spaß versteht! Er lässt es mir nicht durchgehen, wenn ich über andere Menschen, die er ebenso liebt wie mich, Unwahres aussage und ihren Ruf und ihre Würde antaste.
Gott hat jeden Menschen nach seinem göttlichen Willen geschaffen. Jeder Mensch hat wie ich das gleiche Lebensrecht. Es ist unabhängig davon, was ein Mensch leisten kann, wie begrenzt er ist und wie er auf andere Menschen wirkt. Das entspricht seiner unantastbaren Würde. Wenn ich Unwahres über einen Menschen rede, dann missachte ich seine Würde. Ich ignoriere, dass das 9. Gebot jeden Menschen, ohne Ausnahme, unter göttlichen Schutz stellt. Niemand gibt mir das Recht, abfällig oder unwahr über andere zu reden.
Jesus sagt:
„Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie reden.“
Matthäus 12 Vers 36
Kennst du die drei Siebe von Sokrates?
Eines Tages näherte sich ein Bekannter dem Philosophen Sokrates.
„Weißt du, was ich gerade über einen deiner Freunde hörte?“, fragte er.
„Warte!“, sagte Sokrates. „Bevor du mir irgendetwas sagst, will ich mit dir einen kleinen Test machen. Ich nenne ihn die drei Siebe.“
„Drei Siebe?“, fragte der Mann verwundert.
„Ja“, sagte Sokrates, „Lass uns sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht:
Das erste Sieb ist die Wahrheit:
Bist du dir wirklich sicher, dass das, was du mir erzählen willst, wahr ist?“
„Nein“, sagte der Mann, „ich habe es auch nur gehört und wollte es dir einfach weitergeben.“
„Okay“, sagte Sokrates. „Du weißt also nicht, ob es wirklich wahr ist. Lass uns sehen, ob es immerhin durch das zweite Sieb hindurchgeht, das der Güte.
Ist das, was du mir über meinen Freund sagen willst, etwas Gutes?“
„Nein, im Gegenteil“, sagte zögernd der Mann, „es ist etwas ganz Schlechtes.“
„Also gut“, fuhr Sokrates fort, „du willst mir also etwas Schlechtes erzählen und du bist dir nicht mal sicher, ob es überhaupt wahr ist. Du kannst den Test trotzdem noch bestehen, denn es gibt noch ein drittes Sieb, das des Nutzens:
Ist das, was du mir über meinen Freund erzählen willst, für mich nützlich?“
„Nein, nicht wirklich“, gab der Mann kleinlaut zu.
„Also“, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr, noch gut, noch nützlich ist, so lass es ruhig begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“ (Der Verfasser der „Die drei Siebe des Sokrates“ ist nicht bekannt.)
Ich frage mich: Wie rein würde unser gesellschaftliches Klima, wie rein unsere Beziehungen in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz sein, wenn wir die drei Siebe für unser Reden (und Denken!) einsetzten? Wie rein würde unser eigenes seelisches Klima, wenn wir uns nicht an Dingen beteiligten, die den 3-Siebe-Test nicht bestehen würden? Welchen Nachrichten aus den Medien würde ich tatsächlich glauben, wenn ich sie durch diese drei Siebe gäbe?
Wir haben in Schweden an vielen Seen gestanden und uns über die Reinheit des Wassers gewundert. Ungetrübt klar konnten wir den Grund sehen und die Fische beobachten. Ich denke über ungetrübte Beziehungen nach; nicht idealisiert sondern wahrhaftig. Keine Schwebstoffe, die das Wasser trüben. Keine Hintergedanken, die das Bild eines Menschen verfälschen. Ein ungeheuchelter Blick, wenn wir uns in die Augen schauen.
Es geht um Wahrheit
Wahrheit ist, wenn das gesprochene Wort mit der Wirklichkeit überein stimmt. Auf unseren Reisen in andere Länder begegnen uns immer wieder Dinge, die wir nicht kennen und die wir zu deuten versuchen. Es seien Hinweisschilder oder Gewohnheiten oder Regeln, die wir beobachten. Recht bald merken wir: Wir wissen es nicht! Was weiß ich wirklich über Menschen, über die ich rede? Weiß ich, was er gerade erlebt hat, als er sich so oder so verhalten hat?
Da fallen mir die mahnenden Worte in dem Lied von Manfred Siebald ein:
„Versteckt doch eure langen Zeigefinger,
Manfred Siebald
mit denen ihr einander den Ruf zerreißt.
Denn die eignen Schwächen werden nicht geringer,
wenn man zuerst auf die des anderen verweist.“
Es geht um das Gute
Zu deinem und meinem Leben gehören Fehler und Versäumnisse. Manchmal sind wir einfach aus der Spur und machen uns lächerlich. Manches können wir nicht, weil wir es nicht gelernt haben. Vielleicht bist du tatsächlich nicht sprachbegabt. Vielleicht brauchst du länger als andere, etwas zu begreifen. Du bist ein gern gesehenes Opfer für die, die „besser“ sind als du.
Jetzt magst du zu Recht einwenden: Aber wenn es der Wahrheit entspricht, dann ist es doch keine Lüge! Im engeren Sinne hast du Recht. Im weiteren Sinn ist auch der subjektive Tatbestand wichtig. Wer abfällig über einen anderen redet, der erweckt den Eindruck, dass so etwas bei ihm nicht vorkommen würde; das ist dann auch Lüge. Wenn ich die Wahrheit über die eigene Unzulänglichkeit unbeachtet lasse und so tue, als würde mir so etwas nicht passieren, dann ist das gelebte Lüge.
Die Bibel sagt:
…sie [die Liebe] lässt sich nicht reizen und trägt Böses nicht nach; sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, sie freut sich, wenn die Wahrheit siegt.
1. Korinther 13 Vers 5 und 6
und an anderer Stelle heißt es:
„Deshalb nehmt euch gegenseitig an, wie auch Christus euch angenommen hat, damit Gott geehrt wird!“
Römer 15 Vers 7
Es ist ein Kennzeichen der Liebe, den anderen nicht wegen seiner Mängel, Fehler und Schwächen zu verurteilen, sondern ihn so anzunehmen, wie wir von Christus angenommen sind; und das ist schon sehr beeindruckend! Die Liebe Gottes, die in Christus lebendig und sichtbar wurde, nimmt jeden Menschen an, ohne ihm eine Bedingung zu stellen. Ich finde das klasse – für mich. Jedem anderen sollte ich mit der gleichen Haltung begegnen. Wir ehren Gott, wenn wir seine Menschen auf diese Weise ehren.
Es geht um den Nutzen
Welchen Nutzen habe ich davon, wenn ich Schlechtigkeiten über andere höre? Bestenfalls Schadenfreude! Oder ich finde „Bestätigung“ dafür, was ich immer schon gedacht oder zu wissen geglaubt habe. Oder ich erfahre „Neuigkeiten“, die ich wiederum mit anderen teilen kann. Wenn ich darüber nachdenke, schäme ich mich dafür.
Jetzt geht es nicht mehr um den „Täter und das Opfer“, sondern um den, dem diese Worte zugetragen werden. Es geht um den, der (noch) unbeteiligt ist. Wir sind nicht nur Täter oder Opfer, sondern oft auch Dritte, denen Dinge zugetragen werden, die keinen Nutzen haben. Habe ich den Mut, wie Sokrates, Informationen abzuweisen, von denen ich ahne, dass sie mir für mein Leben nicht nützlich sind? „Danke, das will ich gar nicht wissen!“ Ich werde mit hineingezogen in die Schlechtigkeit eines anderen Menschen und bin plötzlich als „Mitwisser“ auch beteiligt. Im Hinterkopf bleibt: Da war doch was!?
Das geschriebene und gesprochene Wort hat in den letzten Jahren eine Inflation erlebt. Niemals zuvor wurden wir so mit Informationen überschüttet wie in den letzten Jahrzehnten. Sei es über soziale Medien oder die Nachrichtenportale im Internet oder über die traditionellen Medien wie Radio und Fernsehen. Sie alle tragen Informationen an uns heran, egal ob wir sie hören wollen oder nicht.
Ich denke an meinen Schwiegervater. Zwischen 5 Uhr morgens und 8 Uhr hat er die Tiere im Stall gefüttert und die Kühe gemolken. Dann kam er zum Frühstück. Dort unterhielt er sich mit seiner Frau, meist über die Arbeiten, die zu erledigen waren. Er verschwand dann bis zum Mittagessen auf dem Hof oder auf dem Feld, um der Arbeit nach zu gehen. Er war mit seinen Gedanken allein. Keine E-Mail, kein Anruf, keine SMS konnte ihn dabei unterbrechen; bis er mittags wieder zu Tisch kam.
Die meisten Nachrichten oder auch sogenannte „breaking news“ sind für mein Leben nicht relevant. Auch kann ich ihren Wahrheitsgehalt nicht überprüfen. Deshalb schauen wir schon seit langer Zeit keine Nachrichten mehr. Das wichtigste wird uns von Freunden und Nachbarn zugetragen und das eine oder andere aus den Schlagzeilen im Internet lesen wir gezielt nach. Die vielen anderen Informationen belasten uns nicht. Man nennt es auch „Gedankenhygiene“.
Hast du dich schon mal zum „Sündigen“ verabredet?
Was meine ich mit dieser etwas spitz formulierten Frage? Nun, wenn du dich zum Frühstück oder zum Kaffeetrinken verabredest, wenn du zu einer Feier eingeladen bist, oder an einer Busreise teilnimmst oder im Discounter einkaufen bist, du kommst unweigerlich mit anderen Menschen ins Gespräch.
Mit vertrauten Menschen führst du eher tiefer gehende Gespräche; mit anderen eher „small talk“. Aber oft geht es auch um andere Menschen, um die Politiker, die Regierung, die Andersgläubigen, die Faulen und Gestrandeten und um wen auch immer. Halten diese Gespräche dem 3-Siebe-Test stand? Natürlich verabreden wir uns nicht zum Sündigen. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass wir es tun.
In der Bibel steht:
„Wo viele Worte sind, geht es ohne Sünde nicht ab, doch wer die Zunge im Zaum hält, ist klug.“
Sprüche 10 Vers 19
Jakobus rät:
„Denkt daran, meine lieben Brüder: „Jeder Mensch sei schnell zum Hören bereit – zum Reden und zum Zorn, da lasse er sich Zeit.“
Jakobus 1 Vers 19
Die gute Seite
Noch einmal Sprüche 18 Vers 21 (zweiter Teil):
Die Zunge hat Macht über Leben und Tod; wer sie gut nutzt, genießt ihre Frucht.
Darüber will ich nachdenken: „… wer sie gut nutzt, genießt ihre Frucht.“
Während das böse Wort verletzend und tödlich sein kann, entwickelt das gute Wort Lebenskraft – es entsteht Frucht. Es vermehrt sich, es bringt Genießbares hervor, es auferbaut, es hilft und es nutzt.
Ich kenne Menschen, die haben fast immer ein gutes und aufbauendes Wort. Damit meine ich nicht die geheuchelt-positiven und meist oberflächlichen „nice, to see you“ (schön dich zu sehen) Botschaften. Ich meine Menschen, die dir in die Augen schauen und genau das meinen und ausdrücken wollen, was sie sagen. Sie sind Balsam für die Seele.
Wir können uns so viel Gutes geben, in einer Welt, die scheinbar so wenig Gutes kennt. Wir können uns Mut zusprechen. Wir können Kinder, Mitarbeiter und Kollegen stark machen. Wir können, statt den Schuldigen zu suchen gemeinsam nach Lösungen suchen. Das stärkt und trägt den Schwachen, der gerade versagt hat.
Worte gestalten Beziehung
Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen andere Menschen, die uns nahe sind; körperlich und seelisch. Böse Worte aber trennen, distanzieren, entzweien und zerstören die Gemeinschaft, die wir eigentlich brauchen.
Worte, die wir reden, gestalten unsere Beziehung zu dem, über den wir reden. Wir sprechen das aus, was wir denken. Wenn wir uns selbst dann noch reden hören, was wir denken, verstärken wir unsere Haltung dieser Person gegenüber. Eine Spirale setzt ein – aufwärts oder abwärts.
Jakobus schreibt:
„So ist auch die Zunge nur ein kleines Glied und kann sich doch großer Wirkungen rühmen. Und ein kleines Feuer steckt einen großen Wald in Brand. Auch die Zunge ist so ein Feuer, das von der Hölle angezündet wird, eine Welt voll Unrecht unter unseren Gliedern. Sie beschmutzt den ganzen Menschen und macht ihm das Leben zur Hölle.“
Jakobus 3 Vers 5 und 6
Paulus schreibt:
Ansonsten denkt über das nach, meine Geschwister, was wahr, was anständig und gerecht ist! Richtet eure Gedanken auf das Reine, das Liebenswerte und Bewundernswürdige; auf alles, was Auszeichnung und Lob verdient!
Philipper 4 Vers 8
Wir entscheiden zwischen Jakobus und Paulus.
Unsere Worte können einen Flächenbrand entzünden. Eine einmal ausgesprochene Aussage kann nicht mehr zurück geholt werden. Sie ist raus und wird wie vom Wind zu anderen weiter getragen. Der Mensch, um den es geht, kann sich nicht dagegen wehren oder es richtig stellen. Meine Worte beschmutzen den ganzen Menschen und machen ihm das Leben zur Hölle. Er muss mit einem Makel leben, der ihm zugesprochen wird, selbst wenn es nicht stimmt.
Aber dieser Akt beschmutzt nicht nur den anderen. Es sind auch Schandflecke in meinem Leben. Wenn ich darüber nachdenke, wie oft ich mich schuldig gemacht habe, schäme ich mich vieler unbedachter Worte.
Dort wo ich es öffentlich gesprochen habe, kann ich es dem Betroffenen bekennen und ihn um Vergebung bitten. Dann bekenne ich es auch vor Gott als Schuld und Sünde. Dieses „Sündenbekenntnis“ geht mit der Entscheidung einher, es nicht wieder tun zu wollen. Ich entscheide mich für Paulus: „… was wahr, was anständig und gerecht ist! […] das Reine, das Liebenswerte und Bewundernswürdige […] alles, was Auszeichnung und Lob verdient!“
Ich will dieses Thema ernst nehmen, weil es Gott sehr wichtig ist. Es ist eines der Hauptprobleme zwischen uns Menschen, sonst stünde es nicht in den 10 Geboten. Mord, Diebstahl und Ehebruch sind leichter zu händeln. Sie bahnen sich an, brauchen eine Vorbereitung und eine bewusste Entscheidung, bis es zum Vollzug kommt.
Mit unseren Worten ist es anders. Wir reden täglich und reichlich. Auch wenn wir nicht die Initiatoren „schlechter Nachrichten“ sind, springen wir doch zu gerne auf den Zug der Häme, der Schadenfreude oder des Sarkasmus auf. Es liegt uns im Blut. Wir denken nicht darüber nach sondern reden oft gedankenlos drauf los, geben „unseren Senf“ dazu. Wer kann schon während eines Gesprächs vor jedem Satz die drei Siebe durchlaufen?
Es kommt nur das raus was drin ist.
Jesus sagt:
Matthäus 15 Vers 18 und 19
Doch was aus dem Mund herauskommt, kommt aus dem Herzen. Das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen des Menschen kommen die bösen Gedanken und mit ihnen alle Arten von Mord, Ehebruch, sexueller Unmoral, Diebstahl, falschen Aussagen, Verleumdungen.
Das bedeutet doch: Was aus meinem Mund herauskommt, spiegelt mein Herz wieder. Die Bibel hat ein eindeutiges Urteil über das Herz des Menschen:
„Abgründig ist das menschliche Herz, beispiellos und unverbesserlich. Wer kann es durchschauen?“
Jeremia 17 Vers 9
In meinem Herzen werden die Worte gebildet, die ich ausspreche. Ich kann mich meinem Schicksal ergeben und sagen: Dann ist es halt so, ich kann daran nichts ändern. Ich kann aber auch umkehren und sagen: So will ich es nicht mehr tun. Aber so einfach ist es nicht. Wer kann schon sein Herz ändern? Tief drinnen steckt die Wurzel meines Übels.
Gott wäre nicht Gott, wenn er nicht selbst unsere Hilfe wäre. Er kennt unser Herz. Er weiß auch, dass wir es aus eigener Kraft nicht schaffen. Sein Versprechen ist:
„Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist: Das versteinerte Herz nehme ich aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges dafür. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und euch nach meinen Rechtsbestimmungen richtet.“
Hesekiel 36 Vers 26 und 27
Wenn ich will, kann mein Reden ein anderes werden. Der Geist, den Gott gibt, verändert und prägt mein Herz Stück für Stück. Der Geist Gottes gibt meinem Geist eine andere Prägung – eine göttliche. Das geht bestimmt nicht von heute auf morgen. Aber ich kann mich heute und an jedem weiteren Tag dafür sensibilisieren und achtsamer werden.
4 Kommentare zu “Die Macht des Wortes (1)”
Ganz toll geschrieben. Seit wir aus Afrika zurückgekommen sind und gemerkt haben wie gut ein Monat ohne Nachrichten tut, gucke ich auch nur noch selten. Vorher fast jeden Tag. Das ist echt befreiend und es ist auch nicht nötig immer „up to date“ zu sein, was kurzlebige Meldungen betrifft.
Danke lieber Werner für diese Auslegung! Das ist mein Thema wo ich täglich mit herausgefordert werde. Die 3 Siebe ist eine sehr gutes Werkzeug! Gott segne dich und Karin und danke für diesen wunderbaren Dienst.
Horst sagt:
Eine sehr umfassende und wertvolle Arbeit. Sehr praktisch die drei Siebe und gut zu merken mit
– entspricht es der Wahrheit-
-ist es etwas Gutes und
-ist es nützlich.
Gut ist, dass man dann z. B. auch warnen kann, wenn es wenigstens nützlich ist, selbst wenn man nicht genau weiß, ob es der Wahrheit entspricht.
Lieber Werner,
ich sehe nur sehr selten in den E-Mail Verteiler und habe jetzt erst diesen wunderbaren Beitrag von dir gelesen.
Das gesprochene Wort ist wohl das wichtigste Thema, und sollte wie die Frucht des Geistes unser täglich Parameter der Selbstprüfung sein.
Vielen Dank dafür!